Yoyogi Park und Harajuku

Am Sonntag waren wir noch mal in Harajuku unterwegs und sind auf einem Flohmarkt gelandet. Das wäre bei uns wohl komplett normal und nicht erwähneswert, anders als in Japan. Das Prinzip „gebraucht kaufen“ ist in Japan eigentlich eher unbekannt. Auf dem Flohmarkt gab es auch noch japanische Bratwürste, auf Chopsticks aufgespiesst, Steckerlwurst sozusagen.
Gleich nebenan war noch eine Demo, wofür oder wogegen liess sich einfach und auch schwierig nicht herausfinden, aber es wurden inbrünstigst laute Slogans skandiert. Eine Demo in Japan ist ansonsten wie bei uns, ca 50 Demonstranten und das fünf- bis zehnfache an Cops.
Danach sind wir rüber in den Yoyogi Park. Dort lebt Elvis einfach weiter, er hat sich vervielfacht und ist very japanese und very assshaking. In Harajuku war es noch voller als sonst, es ist Wochenende und die Strasse lässt sich nur noch erahnen.
Irgendwann war dann auch gut, wir sind zurück ins Hotel, haben noch ein bis fünf Getränke konsumiert, am nächsten morgen musste Philipp auch schon gleich früh los. Für ihn war die Woche auch ein richtiger Höllentrip, definitiv kein Urlaub oder Erholung, aber hey, genau seinem Status als Teufelskerl und Rock´n´Roll Dude entsprechend!
Ich hatte noch ein paar Stunden mehr Zeit, war noch mal kurz zum Essen in Ueno und dann auch ab zum Flughafen Narita. Dort habe ich erste Erfahrungen mit dem Prinzip „Jetsaver light“ gemacht, was so viel bedeutet, wie „No sir, sorry, you can´t check in any luggage. If you want to check in your bag you have to pay an extra 160 yen, unless it weighs no more than 10 kg.“
Arrrh! Nach einigen Diskussionen habe ich dann ein wenig umgepackt, den Rucksack ziemlich zusammengepresst und habe alles als Handgepäck mit an Bord genommen und dabei sehr viele Klamotten angezogen und diverseste Sachen in meinen Hosen-, Jacken- und Pullovertaschen getragen. Was auch echt prima war, die knausrige Airline wollte weder Essen noch Decken rausrücken. Aber in meinem „Handgepäck“ war ja auch mein Schlafsack 🙂
Abschliessend kann ich nur sagen, Japan bzw Tokio ist der Kracher. Es ist so anders, als wir es gewohnt sind, ich kam mir vor wie ein Barbar, der plötzlich in die Zivilisation katapultiert wurde (Jetzt in Australien bin ich immer noch Barbar, aber die Zivilisation ist wieder vorbei). Die Menschen in Japan sind unglaublich höflich und ultradiszipliniert, sie bemühen sich ständig, effizient zu sein, Perfektion egal welcher Art ist das Ziel.
Die Umgangsformen sind einfach anders, ein Händedruck zB wird nur unter Familienmitgliedern oder absolut vertrauten Personen gegeben, sonst verbeugt man sich. Es gibt so einfache alltägliche Beispiele wie Rolltreppen. Da funktioniert es einfach, man steht links und rechts kann man vorbeigehen, es ist ja eigentlich auch echt sehr simpel. Bei uns zuhause klappt so was ja trotzdem nicht. Die Strassen sind sehr sehr sauber, trotzdem gibt es keine Mülleimer. Man isst auch nicht auf der Strasse bzw im Gehen, das wäre respektlos gegenüber dem Essen. Da man es ja selbst isst also auch gegenüber sich selbst, so einfach. Die Menschen in Tokio wohnen auf engstem Raum und verhalten sich dementsprechend organisiert, sonst würde das alles wahrscheinlich auch einfach nicht funktionieren bzw sehr schnell zusammenbrechen.
Die ganze Disziplin braucht aber auch Ventile, es gibt Anime, Manga(pornläden für jede Orientierung), crazy Automaten mit gebrauchten Schlüppern, Karaoke, CosPlay, Pachinkoläden und Bars, alles kostet natürlich. Die einzelnen Beträge sind meistens gar nicht sooo hoch, aber es summiert sich sehr schnell und abends frage ich mich, warum das Portemonnaie schon wieder leer ist, aber hey!
Tokio macht wirklich Spass und das Essen ist einfach unglaublich. Wir waren abends mal auf Empfehlung von Koichi in einem japanischen Steakhaus, dort gab es zwar kein Koberind, aber genauso gehätschelte Kühe aus der Nachbarregion, wesentlich billiger, die Portionen erheblich grösser und fantastisch schmeckend. Wir waren wohl die ersten Ausländer, die jemals diesen Laden betreten haben. Niemand sprach Englisch, ausser einer superhübschen und freundlichen japanischstämmigen Gaststudentin, die dann für uns übersetzte. Zum Abschied schenkte uns die Besitzerin noch eine Flasche teuren Wein, unglaublich.
Sehr lustig und voller Wirrungen war auch der Weg dahin, auf japanischen Karten ist das Prinzip Norden nicht bekannt. Je nach Standort ist ein Pfeil in die Richtung in die man gerade sieht eingezeichnet und so ist die Karte dann ausgerichtet, echt abgefahren, aber es funktioniert (wenn man es denn erst mal weiss). Ausserdem haben nur Hauptstrassen einen Namen, alle kleineren Strassen und Gassen nicht, das macht es nicht unbedingt einfacher. Wie die Post ihr Ziel erreicht, ist mir ein Rätsel geblieben, aber sie bekommen es ja hin.
Insgesamt war es auch relativ anstrengend, ich habe nur zwei Mal acht Stunden geschlafen, sonst so zwischen zwei und meistens fünf bis sechs Stunden. Den Einheimischen scheint es nicht anders zu gehen, in der U-Bahn dösen oder schlafen fast alle.
Whatever, ich möchte gerne wieder nach Tokio. Arigato gozaimasu!

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